»Die stärkste Absicht, zu wirken«
Produktbeschreibung
Franz Grillparzer, einst als patriotischer Schulbuchautor Österreichs kanonisiert, geehrt und einbalsamiert, dann vom Thron gestürzt, verspottet, ins Gipsfigurenkabinett abgeschoben, ist heute wieder Gegenstand eines ungeahnten, lebhaften Interesses. Zumal seine Medea wird, aufgrund ihrer postkolonialen und feministischen Implikationen, als Figur der Alterität weltweit rezipiert, ja insgesamt wird Grillparzers schonungslose psychologische Analyse von familiären, gesellschaftlichen und politischen Machtstrukturen wiederentdeckt. Für den in verschiedenen Werken auftauchenden fortschrittskritischen, ökologischen Diskurs gilt ein Gleiches, und auch in seiner Sprachskepsis wird ein Element entschiedener Modernität erkannt. Das Auf und Ab der Grillparzer-Rezeption stellt unter Beweis, was Ingeborg Bachmann über das Nachleben der Werke allgemein sagt, dass nämlich die Literatur keinen Friedhof, auch kein Pantheon brauche und sich nicht aufs Sterben verstehe, »sondern auf die stärkste Absicht zu wirken in jeder Gegenwart, in dieser oder der nächsten«. Um zu beweisen, dass dieser wiederholt totgesagte Autor höchst lebendig ist, wurde im Oktober 2022 an der Universität Perugia ein Symposium veranstaltet, das den Inhalt des vorliegenden Bandes bildet.
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